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Das Augenmerk auf Marginalien gerichtet

Adobe InDesign CS2: verankerte Objekte

Augenmerk auf Marginalien richten

Randbemerkungen sind dank verankerten Objekten in InDesign CS2 ein Kinderspiel. Mit den Objektstilen sind sie erst noch automatisch formatierbar.

HAEME ULRICH Marginalien sind Randbemerkungen, die neben dem eigentlichen Satzspiegel positioniert werden. Sie galten bis anhin als Schrecken für Setzer: Bei verändertem Seitenumbruch mussten sie manuell verschoben werden. Mit InDesign CS2 und den verankerten Objekten ist das vorbei: Diese am Text verankerten Elemente laufen automatisch mit.

Verankerte Objekte können Sie auf zwei Varianten erzeugen. Entweder durch Ausschneiden und Einfügen oder über das Objekt-Menü. Wir nehmen den zweiten Weg übers Menü.

Setzen Sie den Textcursor dort, wo das Objekt verankert werden soll. Aktivieren Sie über Einfügen den passenden Dialog auf den Schirm. Unter Position muss Benutzerdefiniert gewählt sein. Da dieser Dialog sehr umfangreich ist und vorerst keine Vorschau hat, klicke ich jeweils erst auf OK, ohne Änderungen vorzunehmen. InDesign erzeugt das verankerte Objekt – eine Box ohne Inhalt. Wählen Sie diese über die Auswahlpfeile an und rufen Sie via Op­tionen den eben angesprochenen Dialog erneut auf. Nun verfügt dieser unten links über das Ankreuzfeld «Vorschau», das Sie natürlich anklicken.

Zum Einstieg: die Einzelseite

Als Erstes beleuchte ich auf Einzelseiten platzierte verankerte Objekte. Diese sitzen entweder am linken oder rechten Blattrand und wechseln nicht die Seite, wenn sie auf eine neue Seite rutschen.

Nachdem Sie ein verankertes Objekt eingefügt haben, sind für dieses die korrekten Optionen zu treffen. Bei «Ursprung» geben Sie den Punkt des Objekts an, der ausgerichtet werden soll. Bei «Verankerte Position» den Stand des Objekts auf der Seite. Merken Sie sich den Leitsatz: «Ich gebe an, was wo ausgerichtet werden soll».

Das Objekt wird in der Regel oben links ausgerichtet. Klicken Sie im Bereich Verankertes Objekt in der Matrix mit den neun Kästchen das oben links an. Bei Verankerte Position gibt es mehr zu tun: Bei der Ausrichtungsmatrix auf dem Seitensymbol wählen Sie den Punkt rechts in der Mitte, damit das Objekt am rechten Seitenrand positioniert wird. Bei x relativ zu wählen Sie Textrahmen. Und zwar mit einem Abstand (Offset) von beispielsweise vier Millimetern. y relativ zu gibt die vertikale Position des verankerten Objekts auf der Seite an. Richten Sie es auf die Schriftlinie (Grundlinie) der Zeile aus, wo das Objekt verankert ist, das ist typografisch korrekt. Dank eingeschalteter Vorschau sehen Sie, dass das Objekt richtig auf der Seite sitzt.

Wie man Treppen vermeidet

Verlassen Sie den Dialog und klicken Sie mit dem Textwerkzeug in das verankerte Objekt, um es mit Inhalt zu füllen. Wenn Sie nun Text eingeben, bemerken Sie das Problem: Die Grundlinie des verankerten Textes entspricht nicht der Grundlinie des Textrahmens, an dem er verankert ist; ein unschöner Treppeneffekt ist die Folge. Diesen vermeiden wir, indem wir die Textrahmenoptionen entsprechend anpassen: Wählen Sie den Befehl Textrahmenoptionen und nehmen Sie sich den Bereich Grundlinienoptionen vor:Wählen Sie unter Erste Grundlinie die Option fixiert.

Mit Doppelseiten nachdoppeln

Anspruchsvoller wird es bei Doppelseitenlayouts mit mehrspaltigem Textfluss. Die Marginalien sollen bei dieser Darstellung jeweils aussen an den Seiten stehen: Auf einer rechten Seite soll InDesign sie am rechten Rand platzieren, auf der linken Seite aber links. Zudem ist der Marginalientext auf einer rechten Seite linksbündig, auf einer linken aber rechtsbündig. Wenn eine Marginalie von einer linken Seite auf eine rechte rutscht, soll InDesign automatisch die nötigen Anpassungen vornehmen.

Legen Sie ein Doppelseitendokument an und fügen Sie ein verankertes Objekt hinzu. Im Dialog verwenden Sie die Option Relativ zum Rücken. Sie führt dazu, dass Sie den Ursprung und die verankerte Position jeweils relativ zum Rücken festlegen. Wenn Sie auf einer rechten Seite ein Objekt am rechten Blattrand ausrichten, ist es auf einer linken Seite gegengleich.

Bei mehrspaltigem Satz müssen Sie bei x realativ zu noch auf Seitenrand wechseln, damit das verankerte Objekt jeweils aussen am Blattrand positioniert wird und nicht am Spaltenrand. Denn sonst würde ein verankertes Objekt in der ersten Spalte auf einer rechten Seite jeweils über der zweiten Spalte zu liegen kommen.

Bund bündig

Unsere Marginalie soll am Bund ausgerichtet werden: Auf der rechten Seite soll sie linksbündig sein, auf der linken Seite rechtsbündig. Diese Satzart gibt es neu in InDesign CS2 und sie heisst Am Rücken ausrichten. Formatieren Sie den Marginalientext damit. Sie finden sie in der Steuerungspalette, wenn die «Absatzformatierungssteuerungen» ausgewählt sind: Die neue Ausrichtungsart ist erkennbar am Symbol mit den rechts angeschlagenen Zeilen und der senkrechten Linie nebendran:

Das alles automatisch, bitte

So praktisch diese neuen Funktionen sind: Es wäre trotzdem aufwändig, jede Marginalie auf diesem Weg einzurichten. Um das zu vermeiden, markieren Sie den Text in der Marginalie und erzeugen Sie daraus ein Absatzformat. Achten Sie darauf, nicht aus Versehen ein Zeichenformat zu erstellen. Das neue Format nennen Sie «Margina­lientext».

Der letzte Schritt besteht nun darin, für die verankerten Objekte einen Objektstil einzurichten. Wählen Sie mit dem Auswahlpfeil die Marginalie. Wenn Sie nun einen Objektstil anlegen, enthält dieser alle Einstellungen für das verankerte Objekt. Den Objektstil erstellen Sie am einfachsten über die Palette «Steuerung», indem Sie auf das Rechteck-Icon klicken. Bearbeiten Sie den Objektstil und hinterlegen Sie bei «Absatzformate» den vorher erstellten «Marginalientext».

Marginalie als Kinderspiel

Nach dieser Vorarbeit ist die Arbeit mit Marginalien nun eine Kleinigkeit. Markieren Sie das Wort, in dem Sie die Marginalie verankern wollen. Wählen Sie Einfügen. Bei «Objektstil» wählen Sie den erstellten Marginalienobjektstil. Die neue Marginalie verwendet natürlich automatisch das zugewiesene Absatzformat.

Die Breite muss passen

Zu guter Letzt stellen Sie sicher, dass jede Marginalie gleich breit wird. Gehen Sie in den Objektstil, wählen Sie bei Allgemeine Optionen für Textrahmen die Feste Spaltenbreite und tragen die gewünschte Breite ein.